Standpunkt: Qualität in der Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit

Es gibt eine Vielzahl von Ausstiegs- und Distanzierungsangeboten, die auch medial präsenter werden und dementsprechend eine gewisse Popularität erfahren. Eine professionell gestaltete und nachhaltig wirkende Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit erfordert dabei Qualitätsstandards und Rahmenbedingungen. Mit ihrer langjährigen Expertise stellt die Bundesarbeitsgemeinschaft „Ausstieg zum Einstieg“ e.V. (BAG Ausstieg) als Dachverband zivilgesellschaftlicher Ausstiegs- und Distanzierungsangebote im Kontext der (extremen) Rechten hierzu fest:


Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit als Feld der Sozialen Arbeit ist den fachlichen und ethischen Standards der Profession Sozialer Arbeit verpflichtet.
Die Professionalität der Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit ist über die Verankerung von fachlichen, methodischen und ethischen Standards auf der konzeptionellen und institutionellen Ebene zu gewährleisten. Die BAG Ausstieg hat Qualitätsstandards für die Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit entwickelt, die eine umfassende, professionelle und transparente Ausstiegs- und Distanzierungsbegleitung sicherstellen. Die Mitglieder der BAG Ausstieg richten sich nach diesen Qualitätsstandards.


Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit stellt hohe Anforderungen an Ausstiegs- und Distanzierungsberater*innen. Diese müssen zwingend über theoretische und methodische Kompetenzen verfügen, die sich auch in der Qualifikation der Fachkräfte widerspiegeln. Ausschließlich eigene biografische Erfahrungen und (ehemalige) persönliche Bezüge zur (extremen) Rechten bieten keine ausreichende Grundlage, um Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit professionell umzusetzen. Ohne eine angemessene Qualifikation und fachliche Kenntnisse ist die Tätigkeit als Ausstiegs- und Distanzierungsberaterin als unprofessionell zu bezeichnen und darf auch nicht durch Kooperation, finanzielle Mittel, Anfrage und Fallvergabe durch öffentliche Stellen oder Institutionen unterstützt werden.


Die Umsetzung von Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit durch Aussteiger*innen birgt große Herausforderungen. Empirische Untersuchungen von Aussteiger*innen in Bildungsangeboten konnten keine Anhaltspunkte dafür liefern, dass die dabei anvisierten Ziele erreicht wurden und verweisen auf eine kritische Reflexion solcher Angebote. In ihrem Positionspapier zu Aussteiger*innen in der Bildungsarbeit skizziert die BAG Ausstieg, wie Bildungsarbeit mit Ausgestiegenen unter bestimmten Bedingungen gelingen könnte. Auch auf Seiten der Aussteigerinnen, die Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit anbieten (wollen), sind Motivationen und Wirkungen dieser Tätigkeit kritisch zu reflektieren. Ein erfolgreich vollzogener Ausstiegs- und Distanzierungsprozess beinhaltet zwingend die Verantwortungsübernahme für begangene Taten, deren ideologische und biografische Aufarbeitung sowie eine nachhaltige Neuorientierung zu einer Lebensweise, die mit einer demokratischen und pluralistischen Grundordnung vereinbar ist. Die Inszenierung der eigenen Biografie erfüllt weder diesen Anspruch noch wird sie den Anforderungen einer fachlichen und professionellen Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit gerecht.

Den Standpunkt der Bundesarbeitsgemeinschaft „Ausstieg zum Einstieg“ e.V. finden sie auch hier als Download.

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